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musikalische Traditionen

Die Kapelle Bomhard – Rundum authentisch

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Eine musikalisch sehr erfreuliche Entdeckung des letzten Jahres für mich waren die drei Brüder Georg, Heiner und Johannes Bomhard alias Kapelle Bomhard. Sie kommen ursprünglich aus Dietenhofen in Mittelfranken, spielen mit Akkordeon, Gitarre und Kontrabass und singen fränkisch dazu. Das klingt unspektakulär. Es ist aber weit mehr: Ich meine, dass das, was da zu hören ist, durchaus einen Weg weisen könnte, wie fränkische Liedtradition auch im 21. Jahrhundert funktioniert. Und so nennen die Herren ihr Produkt auch “Folksmusik aus dem Herzen Frankens”.

Da gibt es freche Vierzeiler mit einfachen Melodien und dem Titel “Liedli”, die von den ganz üblichen achttaktigen Kerwa-Vierzeilern inspiriert sind. Auch manche Rhythmen weisen auf die traditionellen Tänze: Der “Äbirngalopp” ist ein Schottisch, der “Herbstgalopp” ein Dreher, der “Tanz” ist ein Zwiefacher. Selbstverständlich müssen kreative Musiker aber auch Überlieferungen hinter sich lassen: Der “Thailändler” steht im 5/8-Takt, “Reeng” im 7/8, der “Brunzwalzer” erinnert mit seinen Harmonien eher an französische Folk-Melodien, das nostalgische “Gummibärli und Schoglood” an Liedermacher.

Kreative Brüder

Erfreulich einfallsreich und bunt überraschen die CDs von Titel zu Titel immer wieder mit neuen Ideen und Inhalten. Dabei halten sich die Texte nicht auf mit den überlieferten “dreckerten” Vierzeilern, die andere für erwähnenswert hielten, sondern beschäftigen sich ganz selbstverständlich mit aktuellen Themen: Da kommen die Klimakrise, Händi-“Aggus”, Ex-Präsident Trump, ja, und natürlich auch Corona/Covid vor. Da gibts aber auch ruhige Songs wie “Für Anna” und verträumte lyrische wie “Drundn am Booch”. Die samtene Dreistimmigkeit der Brüderstimmen rundet deren Innigkeit ab.

Zwei CDs hat die Kapelle Bomhard bisher produziert, eine davon mitten im vergangenen Coronajahr. Der authentische Sound wurde nicht in einem Studio mit viel technischer Finesse aufgeblasen (oder das wurde so gut gemacht, dass es nicht hörbar ist). Da durften auch mal kleine instrumentale oder gesangliche Ungenauigkeiten stehenbleiben. Umso klarer wird im Gegenzug auch das professionelle musikalische Können der drei. Sie sind ja nicht nur mit ihrer Brüder-Kapelle unterwegs, sondern alle drei auch mit anderen künstlerischen Projekten befasst. Umso toller, dass aus den fränkischen Wurzeln so schöne Pflanzen sprießen.

Das CD-Vorstellungskonzert, das Pandemie-bedingt ohne Publikum und online stattfinden musste, findet sich nach wie vor auf Youtube. Und wer schon dort ist, kann sich als Zugabe gleich noch das geniale Lied von der Systemrelevanz von Heiner Bomhard anhören. Oder Johannes und Georg mit ihrer Band Sonne, Mond und Sterne.

Autor: Steffi Zachmeier

Die Nürnbergerin Steffi Zachmeier ist mit den fränkischen Melodien aufgewachsen und seit ihrer Kindheit auf Bühnen zu finden. Mit ihren verschiedenen Musikgruppen setzt sie auf einen unkomplizierten und dennoch stilsicheren Umgang mit fränkischen Traditionen. Die Mitherausgeberin von Notenmaterial und Liederbüchern war über 30 Jahre in den Volksmusiksendungen des Bayerischen Rundfunks als Moderatorin zu hören, mit ihren Texten in Nürnberger Mundart bekommt manche Veranstaltung eine eigene Würze. Von der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg wurde Steffi Zachmeier beim Fränkischen Liedermacher-Wettbewerb ausgezeichnet, vom Frankenbund im Jahr 2009 mit dem jährlich vergebenen Kulturpreis und 2016 mit dem Frankenwürfel der drei fränkischen Bezirke.

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