Informationen über Tanzforschung im Franken der letzten 50 Jahre sind zumeist in nur schlecht zugänglichen Publikationen zu finden. Dieser Artikel über Tanzaufzeichnungen in Hetzles ist ursprünglich 1992 in den Fränkischen Volksmusik-Blättern veröffentlicht1 und soll hier wieder verfügbar gemacht werden. Für den Wiederabdruck habe ich ihn etwas in der Form, aber nicht im Inhalt verändert.
Die Aufzeichnung
Im Januar 1990 begann Erwin Zachmeier in Hetzles einen Tanzkurs, den er wegen seiner einsetzenden Krankheit nicht mehr beenden konnte. Schon vorher hatte er dort einen Singabend abgehalten und engere Kontakte geknüpft.
Hetzles liegt ganz in der Nähe des bekannten Trachtendorfes Effeltrich am Rand der fränkischen Schweiz und auch hier tragen die Frauen noch zu besonderen Anlässen ihre farbenfrohen Trachten. Die Hetzler und Hetzlerinnen sind stolz auf ihre Tradition und unter der Federführung von Bürgermeistersgattin Gretl Braun wird neben der Tracht im Winterhalbjahr allmonatlich auch das gemeinsame Singen gepflegt.
Der Tanzkurs sollte nun Anfang 1992 erneut in Angriff genommen werden. Da ich der Meinung bin, dass die Volksmusik- und Volkstanzpflege an die Überlieferungen anknüpfen sollte, wo das möglich und zeitgemäß ist, wollte ich so vorgehen, wie es Erich Sepp im gleichen Zusammenhang einmal formuliert hat:
“Tanzkurse dürfen keinen überregionalen, sie müssen einen örtlichen Charakter erhalten. Um dies zu erreichen, schauen wir zuerst einmal nach, ob an dem betreffenden Ort bereits Aufzeichnungen gemacht wurden. Als zweites versuchen wir, tanzkundige Personen der älteren Generation zu finden, um sie über die örtliche Tanzüberlieferung zu befragen. Die Ergebnisse werden dann direkt in den Kurs eingebracht.”2
In Übereinstimmung mit dieser Bezugnahme auf die regionale Überlieferung fragte ich – eher routinemäßig – beim Vorgespräch, ob denn von früher her noch Tanzformen in Erinnerung seien oder jemand bekannt sei, der oder die Auskunft geben könnte. Gretl Braun, Organisatorin auch dieses kulturellen Ereignisses, konnte! Sie wusste noch eine weitere Informantin und so wurde verabredet, sich eine Stunde vor Beginn des Tanzkurses zu treffen.
Zu zweit (Peter Rötzer begleitete mich und nahm alles auf Videoband auf) kamen wir also am 20. Januar 1992 ins Sportheim nach Hetzles, wo der Tanzkurs stattfinden sollte. Dort trafen wir auf Gretl Braun und Resi Regenfuß, von der ich später – nebenbei bemerkt – auch eine Musikkassette bekam, die sie mit Musik von Schellack-Platten bespielt hatte. Auf die Plattenmusik (!) war vor dem Krieg bei den winterlichen Zusammenkünften in den Wohnstuben getanzt worden.
Da schon beim Vorgespräch die Namen einiger Tänze angesprochen worden waren, wussten wir bereits, womit wir beginnen konnten. Die zwei Frauen versuchten sich also der schon lange nicht mehr getanzten Figuren zu erinnern, wobei Probleme schon deshalb auftauchten, weil die beiden die Männerschritte natürlich nicht so gut im Gedächtnis hatten. Nach ein wenig Probieren kamen dann aber fünf Varianten zu ansonsten bereits bekannten Tänzen heraus: Eine Form des ’Hirtenmadla’, eine Mazurkaform auf die Melodie ’Sechs sedda Bum’, gleich zwei verschiedene Kreuzpolka-Varianten, von den Frauen nach dem Liedanfang ’Sichsters net, do kimmt er’ genannt und außerdem noch eine Rheinländer-Form (’Bolga’). Dazu kamen Informationen zum ’Bauern-’ bzw. ’Bedlmadla’, zum ’Madla von Staa’, zum Schottisch und zum Tanzen ganz allgemein.
Die erfragten Varianten verwendeten wir selbstverständlich im Tanzkurs, zeigten aber auch einige Formen, mit denen die Hetzler und Hetzlerinnen auf den in der Gegend stattfindenden Tanzabenden konfrontiert werden würden. Da wir selbst mit den neuen Formen noch nicht ganz sicher waren, mussten wir immer wieder einmal nachfragen, und fanden auch bei den anderen älteren Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Erinnerung an die Tanzformen vor. Auch tauchten während des Kurses noch Probleme auf, die beim Tanzen zu zweit im leeren Saal gar nicht aufgefallen waren, zum Beispiel die Frage nach der Tanzrichtung. Es zeigte sich wieder einmal, dass ein Tanz wirklich erst dann genau gekannt wird, wenn man ihn anderen lehren kann.
Angesichts der Ergebnisse in Hetzles kann ich Tanzkursleiter und -leiterinnen nur auffordern, ähnlich vorzugehen. Natürlich wird das nicht immer möglich sein, verschiedenste Schwierigkeiten können sich ergeben, wie ich in der Vorbereitung zu einem Tanzkurs in Uttenreuth (bei Erlangen) selbst erlebt habe. Dort war zwar bereits der Kontakt zu Gewährspersonen geknüpft worden, ein weiteres Treffen, bei dem die Tänze demonstriert werden sollten, wurde jedoch immer wieder durch Krankheit vereitelt. Auch werden sicher nicht überall so handfeste Ergebnisse wie in Hetzles zu erreichen sein.
Kommt tatsächlich eine Befragung zustande, ist jedoch Vorsicht geboten: Die eigenen Kenntnisse sollten möglichst im Hintergrund gehalten werden. Die Gefahr ist groß, dass die Gewährspersonen die Autorität der Tanzkursleitung höher einstufen als ihr eigenes Wissen und deshalb die eigenen Erinnerungen für ‘falsch’ halten. Nur wenn’s gar nicht mehr weitergeht, kann behutsam weitergeholfen bzw. die eigene Sachkenntnis zum Weiterfragen benutzt werden.
Die Kursleitung sollte auch während des Tanzkurses noch Augen und Ohren offen halten und Varianten, die den Tänzern und Tänzerinnen von früher bekannt sind, in den Kurs mitaufnehmen. Dieses Vorgehen erfordert jedoch auch eine Vorbereitung der Teilnehmenden darauf, dass die gerade gelernte, also ’ihre’ Form nicht die einzige und einzig richtige Tanzform ist, dass sie sogar mit Sicherheit andernorts auf Varianten stoßen werden. Schließlich sind wir mobiler als die Tanzenden vor und gleich nach dem Krieg, was angesichts der wenigen Gelegenheiten diese Tänze zu tanzen sicherlich kein Schaden ist.
Allgemeines
Wie bereits erwähnt, wurde erst während des Tanzkurses, als die Tänze mit mehreren Paaren getanzt werden sollten, die Frage der Tanzrichtung angesprochen. Es stellte sich heraus, dass es in Hetzles nur eine sehr vage Tanzrichtung gab. Anscheinend ging es immer so eng her (wie auf heutigen Tanzflächen meistens auch), dass die Paare eher den Platz, den sie gerade hatten, so gut wie möglich auszunutzen versuchten. Die Paare tanzten anscheinend auf der gesamten Tanzfläche, außen und mittendrin, also nicht im abgezirkelten Kreis. Der Wechselschritt des geschlossenen ’Bolga’ oder der beim ’Bedlmadla’ wurde nicht zur Kreismitte3 oder in eine bestimmte Richtung getanzt. Und wenn in der Tanzbeschreibung der neu aufgezeichneten Bolga-Form dennoch von einem Wechselschritt zur ’Kreismitte’ die Rede ist, handelt es sich dabei eigentlich lediglich um eine Wendung aus der sonstigen Bewegungsrichtung heraus, nicht wirklich um eine Wendung zur Kreismitte. Außerdem war neben der gewöhnlichen Fassung in Hetzles auch die Hüftschulter-Fassung üblich.
Die Rundtänze
Von den Rundtänzen waren Walzer und Zweischrittdreher den Hetzler Frauen zwar bekannt, es ergaben sich aber keine neuen Einsichten. Von der sonstigen Praxis Abweichendes ist vom Schottisch und vom Rheinländer zu berichten. Extra gesagt sei, dass in Hetzles laut Aussage der Informantinnen früher keine Zwiefachen getanzt worden sind. Nach der Karte, die 1955 Franz Krautwurst nach damaligen Erkenntnissen gezeichnet hat,4 war das auch nicht anders zu erwarten. Die ’Zwiefachen-Grenze’ scheint jedenfalls für die Zeit nach der Jahrhundertwende haarscharf östlich von Erlangen anzusetzen zu sein. Ein Fehlen von Zwiefachen bezeugte auch die bereits erwähnte Gewährsfrau für Uttenreuth.
Dennoch haben wir, angesichts des nahen Grenzverlaufs und auf den ausdrücklichen Wunsch der Tanzenden hin, Zwiefache beim Tanzkurs gelehrt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Volkstanzpflege gegenüber den früheren Lebensbedingungen der Tänze ohnehin ein völlig verändertes Umfeld vorfindet und trotz Bezugnahme auf regionale Traditionen auch völlig neue Formen und Strukturen vermittelt (wie es schon allein der ‘Tanzabend’ eine ist), bin ich der Meinung, dass es kein Argument gegen Innovationen geben kann. Mit welchem Recht könnte ich den Tanzenden einen bestimmten Tanz verbieten, wenn er sie freut?
Schottisch
Der Schottisch wurde in Hetzles nicht mit fortwährenden Wechselschritten rundherum getanzt, sondern wie in der zweiten Hälfte der Kreuzpolka: zwei Wechselschritte – zweimal Dreherschritte.
Bolga
Neben der bekannten offenen (’Auseinand – wieder zamm’) und geschlossenen Rheinländer-Form kannten die Hetzler Frauen noch eine weitere Variante mit einer Figur, die mir bislang in Franken nur beim Hackschottisch begegnet war: Statt des gemeinsamen Schleifens dreht sich die Dame unter den erhobenen Händen vor dem Herrn her. Bei viel Platz auf der Tanzfläche eine hübsche Abwechslung! Übrigens zuckten die Tanzenden in Hetzles jedesmal zusammen, wenn ich vom ’Rheinländer’ sprach. Bald gewöhnte ich mir an, so wie sie ‘Bolga’ zu sagen.
Melodie beliebig
Tanzbeschreibung:
Aufstellung paarweise. Gewöhnliche Fassung. Die gefassten Hände zeigen zur Kreismitte.
Takt_1 | Wechselschritt zur Kreismitte mit dem Außenfuß beginnend |
Takt_2 | Wechselschritt nach Kreisaußen mit dem Innenfuß beginnend |
Takt_3/4 | Die Tänzerin dreht sich unter den weiterhin gefassten Händen durch und mit vier Schleifwalzerschritten vorwärts in Tanzrichtung. Der Tänzer folgt ihr mit vier kleinen Schleifwalzerschritten vorwärts, beide mit dem Außenfuß beginnend. |
Die Figurentänze
Hirtenmadla
Aenne Goldschmidt zählt das Hirtenmadla in ihrer Systematik zu den Wechselhupftänzen, die wir z.B. in der Form des ’Rutsch hi, rutsch her’ kennen. Sie schreibt:
”Im Typ des Hirtamadl (Süddeutschland) ist der Wechselhupf zu einem wechselseitigen, unbelasteten Tritt nach vorn abgewandelt”.5
Diesen Tritt nach vorn finden wir auch in der Hetzler Form. Im Unterschied zu der bekannten Form, die Kurt Becher im ‘Tanz rüber, tanz nüber‘ beschreibt,6 wird dieser Tritt hier allerdings gleich viermal ausgeführt und zwar je zweimal mit dem gleichen Fuß nacheinander. Zusammen mit der Wiegebewegung ist der Tanz dadurch etwas abwechslungsreicher als die bisher meist getanzte Form. Einen Nachtanz gab es in Hetzles beim Hirtenmadla nicht.
Tanzbeschreibung:
Aufstellung paarweise. Gewöhnliche Fassung, leicht offen, die gefassten Hände zeigen in Tanzrichtung.
Takt_1 | Außenfuß unbelastet in Tanzrichtung vorstellen und mit der Fußspitze auftupfen. Auf zweites Viertel wieder zurücknehmen |
Takt_2 | Ebenso, anschließend Außenfuß belasten |
Takt_3 | Innenfuß unbelastet in Tanzrichtung vorstellen und i mit der Fußspitze auftupfen. Auf zweites Viertel wieder zurücknehmen |
Takt_4 | Ebenso |
Takt_5/6 | Ganz zueinander wenden. Wiegebewegungen auf Außenfuß (Takt 5) und Innenfuß (Takt 6) |
Takt_7/8 | Zweischrittdreher |
Takt_9-12 | Wdh. von Takt_5-8 |
Kein Nachtanz! |
Sechs sedda Bum
Vom ’Sechs sedda Bum’ finden wir bei Kurt Bechers Aufzeichnungen Nachricht aus Effeltrich, also dem Hetzler Nachbarort. Dort wurde ihm die bekannte Figur gezeigt, in der sich die Tanzenden nach den zwei Mazurkaschritten trennen und umeinander herumgehen.7 Umso erstaunlicher ist es, dass in Hetzles anscheinend ganz anders getanzt wurde: Hier finden wir eine Form, die genau der Melodie (mit dem in Effeltrich nicht vorhandenen Zwischenteil) angepasst ist. Die Nachstellschritte in diesem Zwischenteil können allerdings leicht irritierend wirken, wenn man daran gewöhnt ist, Nachstellschritte mit dem betonten Taktteil zu beginnen.
Tanzbeschreibung:
Aufstellung nebeneinander mit Blick in Tanzrichtung. Rückenkreuzfassung.
Takt_1/2 | Beide mit dem rechten Fuß beginnend zwei Mazurkaschritte |
Takt_3/4 | Getretener Walzer links- oder rechtsherum (Rückenkreuzfassung bleibt!). |
Takt_5-8 | Wdh. Takt_1-4 |
Takt_9/10 | Zwei Nachstellschritte und ein Nachführschritt nach rechts, leicht schräg vorwärts, mit dem rechten Fuß beginnend. Achtung! Die Nachstellschritte richten sich nicht nach der Betonung des Dreiertaktes: |
Takt_11/12 | Zwei Nachstellschritte und ein Nachführschritt nach links leicht schräg vorwärts, mit dem linken Fuß beginnend. |
Takt_13-16 | Wdh. Takt 1-4 |
Sichsters net, do kimmt er
Von der Kreuzpolka konnten die Hetzler Frauen gleich zwei verschiedene Formen, was nicht verwunderlich ist, schreiben doch sämtliche Tanzforscherinnen und -forscher vom Variantenreichtum dieses Tanzes. Verglichen mit anderen Kreuzpolkaformen ist die erste Form eigentlich recht gemütlich: das Tanzpaar hat keine aufregenden Wendungen und Drehungen durchzuführen, selbst gestampft wird zweimal an der selben Stelle. Die zweite Form ist dagegen ziemlich rasant: bei den Drehfiguren ist Gleichgewicht gefragt. Die zwei Wechselschritte plus Zweischrittdreher im zweiten Teil entsprechen fast dem Schottisch, wie er in Hetzles getanzt wurde (siehe oben).
Die Gewährsfrauen erwähnten, dass die Musikanten auch andere Melodien als die vorgesungene gespielt haben, so dass es sich um eine Trioform gehandelt haben könnte. Wir kennen solche aus etlichen Notenhandschriften8. Auf der schon erwähnten Musikkassette mit den Aufnahmen von Schellackplatten ist eine zweiteilige Kreuzpolka vorhanden, gespielt von einer Musikgruppe mit Namen ‘Aidenbacher Kapelle’.
Tanzbeschreibung:
Erste Variante: Aufstellung paarweise. Gewöhnliche Fassung
Takt_1 | Ein Wechselschritt in Tanzrichtung, mit dem Außenfuß beginnend |
Takt_2 | Mit dem Innenfuß das Standbein (Außenfuß) überkreuzend zweimal aufstampfen |
Takt_3 | Wechselschritt gegen Tanzrichtung, mit dem Innenfuß beginnend |
Takt_4 | Mit dem Außenfuß den Innenfuß überkreuzend zweimal aufstampfen |
Takt_5 | Wechselschritt in Tanzrichtung, mit Außenfuß beginnend |
Takt_6 | Wechselschritt gegen Tanzrichtung |
Takt_7/8 | Zweischrittdreher |
Takt_9-16 | Wdh von Takt_1-8 |
Kein Nachtanz! |
Zweite Variante: Aufstellung paarweise gegenüber. Innenhandfassung
Takt_1/2 | Die gefassten Hände geben sich auf das 1. Viertel einen Schwung in Tanzrichtung und lassen los. Die Außenfüße beginnen rückwärts eine ganze Drehung, auf die ersten 3 Viertel je einen Schritt, die Paare stehen sich nach den 3 Schritten wieder gegenüber. Aufs 2. Viertel des 2. Taktes Kreuztupfschritt mit dem Innenfuß in Tanzrichtung über den Außenfuß |
Takt_3/4 | Wie in Takt 1/2 mit dem Innenfuß beginnend, der eben getupft hat, in die andere Richtung drehen und Kreuztupfschritt mit dem Außenfuß. Dabei diesmal keine Hände fassen und keinen Schwung geben |
Takt_5 | Fassung schließen. Wechselschritt in Tanzrichtung mit Außenfuß beginnend |
Takt_6 | Wechselschritt gegen Tanzrichtung |
Takt_7/8 | Zweischrittdreher (mit vier Dreherschritten aber nur eine Umdrehung) |
Takt_9-16 | Wdh. von Takt_1-8 |
Kein Nachtanz! |
Bedlmadla
Das Hetzler ’Bedlmadla’ ist in Franken sonst meist unter dem Namen ’Bauernmadla’ bekannt. Kurt Becher berichtet allerdings bereits von dem Namen ’Bedlmadla’ in Effeltrich.9 Getanzt wurde auch in Hetzles, wie er es beschrieben hat, nur fällt die Wendung beim Wechselschritt zur Kreismitte und nach Kreisaußen weg. Im Rheinländerteil wird, wie sonst auch üblich, Schleifwalzer getanzt. Der Text weicht jedoch von den bekannten Zeilen ab, deshalb ist er unten abgedruckt.
Madla vo Staa
Die Tanzform vom ’Madla vo Staa’ ist im wesentlichen diejenige, die wir auch im ‘Tanz rüber, tanz nüber’ finden.10 Wie die Gewährsfrauen berichteten, lupfte der Herr während des ‘Wickelns’ schon einmal ihren Rock, um sich das ’Baa’ anzuschauen. Draufgänger sollen dabei sogar bis zum Knie vorgedrungen sein! Als Nachtanz wurde prinzipiell Walzer getanzt.
Bei der zweiten Variante ist die Form recht unruhig, weil der Herr dann dauernd mit Hinknien und Aufstehen beschäftigt ist.
Tanzbeschreibung:
Erste Variante: Tanzform wie Becher, jedoch lässt sich nur der Herr auf das rechte Knie nieder, die Dame stellt ihren rechten Fuß auf sein linkes Knie.
Zweite Variante: Tanzform wie eben, jedoch wird während der Takte 5-8 und 13-16 Walzer getanzt.
Nachtanz: Walzer
♦
- In: Fränkische Volksmusik-Blätter 16 (Nürnberg 1992), Heft 63, 4-17 [↩]
- Erich Sepp. Volkstanzpflege aus unserer Sicht. Zielsetzung – Maßnahmen – Probleme – Ausblick. In: Volksmusik in Bayern 4 (1987), 1-4, hier 2 [↩]
- Wie es Kurt Riedel für Unterfranken als Besonderheit betont in: Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik Regierungsbezirk Unterfranken. Lieder aus Franken. Heft 8 G’sunge un getanzt. Volkach 1987, 13 [↩]
- Franz Krautwurst. Taktwechselnde Volkstänze in Franken. In: Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes 4 (1955), 101-107 [↩]
- Aenne Goldschmidt. Handbuch des deutschen Volkstanzes. Systematische Darstellung der gebräuchlichsten deutschen Volkstänze. Textband. Berlin 1970, 251 [↩]
- Kurt Becher. Tanz rüber, tanz nüber. Eine Auswahl fränkischer Tänze (= Lied, Musik und Tanz in Bayern, 13). München 1976, 36 [↩]
- a.a.O, 41f [↩]
- z.B. Erwin Zachmeier (Hg). Tafelmeiers Tanzmusik. Zwei Stimmhefte. Nürnberg 1992, Nr. 12, 16 [↩]
- a.a.O., 28 [↩]
- a.a.O., 43 [↩]