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musikalische Traditionen

Der Ruf der Musikanten

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Musikanten sind nicht grad als eine der vertrauenswürdigsten Berufsgruppen bekannt, im Gegenteil: Von zweifelhaftem Ruf sind sie! Diese Meinung bestand schon im Mittelalter, als die Spielleute zu den nicht-seßhaften Randgruppen gehörten, schließlich waren sie auf Märkten und Festen unterwegs und damit in kein soziales Umfeld eingebunden. Als Außenseiter der Gesellschaft waren sie ehr- und rechtlos. Margit Bachfischer beschreibt das recht eindringlich:

Aufgrund ihrer “Ehrlosigkeit” waren sie zwar nicht gerade “vogelfrei”, aber doch “friedlos”, was beispielsweise bedeutete, daß sie keinerlei Anspruch hatten, Schadenersatz für an ihnen begangenes Unrecht vor Gericht durchzusetzen.1

Das Vorurteil, dass Musikanten einen lasterhaften Lebenswandel haben, grassiert seither – und sicherlich haben die Umstände nicht selten genau das auch begünstigt. Den Abscheu der seßhaften Bevölkerung davor und die gleichzeitige Faszination besingt Reinhard Mey höchst eingängig in seinem Lied Musikanten sind in der Stadt:2

“Oh, schütz‘ uns vor Sturmesflut, Feuer und Wind,
Vor Pest und vor Epidemien
Und vor Musikanten, die auf Reisen sind.
– Oder laß‘ mich mit ihnen zieh‘n!”

Dass der Ruf der Verkommenheit uns auch heute noch vorauseilt, das musste ich mit meinen KollegInnen erleben, als wir wieder einmal im Bad Windsheimer Wirtshaus am Freilandmuseum aufspielen sollten: Bevor die Festgesellschaft eingetroffen war, packten wir im Saal gerade die Instrumente aus und installierten uns auf dem dortigen “Musikantenstängla”. Die Tische waren bereits eingedeckt, als eine Bedienung noch einmal nach dem Rechten sah. Anstatt uns zu fragen, ob wir schon etwas zu Trinken möchten oder dergleichen, rief sie nach einem Blick auf uns kurz und bündig aus: “Musikanten: Lumpenpack!“, – machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.

  1. Margit Bachfischer. Musikanten, Gaukler und Vaganten. Spielmannskunst im Mittelalter. Augsburg 1998, S. 48 []
  2. Der Song bei Youtube []

Autor: Steffi Zachmeier

Die Nürnbergerin Steffi Zachmeier ist mit den fränkischen Melodien aufgewachsen und seit ihrer Kindheit auf Bühnen zu finden. Mit ihren verschiedenen Musikgruppen setzt sie auf einen unkomplizierten und dennoch stilsicheren Umgang mit fränkischen Traditionen. Die Mitherausgeberin von Notenmaterial und Liederbüchern war über 30 Jahre in den Volksmusiksendungen des Bayerischen Rundfunks als Moderatorin zu hören, mit ihren Texten in Nürnberger Mundart bekommt manche Veranstaltung eine eigene Würze. Von der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg wurde Steffi Zachmeier beim Fränkischen Liedermacher-Wettbewerb ausgezeichnet, vom Frankenbund im Jahr 2009 mit dem jährlich vergebenen Kulturpreis und 2016 mit dem Frankenwürfel der drei fränkischen Bezirke.

2 Kommentare

  1. Ja wer heute noch im Mittelalter denkt, lebt in der falschen Welt, dem ist nicht zu helfen. Musikanten verschönern unsere Freizeit, unsere persönlichen Festtage, Ich hab nur offene lustige, ehrliche und sympathische Musikantinnen und Musikanten erlebt und damit viele schöne Stunden. Menschen an Musikgeräten und großen Verstärkern sind die einzigen, wo mir die Ohren weh tun. Lasst die Sänger/innen und Musikanten/innen leben des passt scho!!!

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